Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Unternehmen

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Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Unternehmen

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Die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) ist eine Initiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Transparenz und Vergleichbarkeit nichtfinanzieller Informationen, die Unternehmen offenlegen müssen, zu verbessern. Die CSRD ersetzt die bisherige Richtlinie zur Berichterstattung nichtfinanzieller Informationen (Non-Financial Reporting Directive, NFRD) und erweitert deren Umfang und Strenge, wodurch schätzungsweise 50.000 Unternehmen erfasst werden.

Die CSRD verpflichtet Unternehmen, über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zu berichten. Sie soll Investoren und anderen Interessengruppen einen klareren Überblick über die nachhaltige Leistung der Unternehmen verschaffen, fundierte Entscheidungen ermöglichen und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken fördern.

Die CSRD ist ein bedeutender Schritt zur Integration von Nachhaltigkeit in die Geschäftspraktiken der Europäischen Union und fördert eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Wirtschaft.

Die wichtigsten Anforderungen der CSRD

Die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) legt eine Reihe detaillierter Anforderungen fest, um sicherzustellen, dass Unternehmen umfassende und genaue Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken offenlegen. Hier sind die wichtigsten Anforderungen der CSRD:

  • Geltungsbereich: Die CSRD gilt für eine größere Anzahl von Unternehmen als die vorherige Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung. Sie betrifft nicht nur große, sondern auch mittelständische Unternehmen aus verschiedenen Branchen.
  • ESG-Informationen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung):  Unternehmen müssen detaillierte Daten zu ihren Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungspraktiken sowie deren Auswirkungen vorlegen. Dazu gehören CO₂-Emissionen, die Nutzung natürlicher Ressourcen, Diversitäts- und Inklusionsmaßnahmen sowie Unternehmensethik.
  • Doppelte Wesentlichkeit: Die CSRD führt das Konzept der doppelten Wesentlichkeit ein. Unternehmen müssen nicht nur die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf ihr Unternehmen (interne bzw. finanzielle Wesentlichkeit) berücksichtigen, sondern auch die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Umwelt und Gesellschaft (externe Wesentlichkeit). Dies gewährleistet einen umfassenderen und verantwortungsvolleren Nachhaltigkeitsansatz in Unternehmen.
  • Externe Verifizierung: Nachhaltigkeitsberichte müssen von unabhängigen Prüfern verifiziert werden. Diese Maßnahme dient der Sicherstellung der Richtigkeit und Glaubwürdigkeit der offengelegten Informationen und soll das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern stärken.
  • Digitale Berichterstattung: Die CSRD verpflichtet Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsberichte in digitaler Form unter Verwendung des European Single Electronic Format (ESEF) vorzulegen. Dieses Format erleichtert Investoren und Aufsichtsbehörden den Zugang zu Informationen und deren Vergleichbarkeit.
  • Integration in Finanzberichte: Unternehmen müssen Nachhaltigkeitsinformationen in ihre Jahres- und Finanzberichte aufnehmen. Dies fördert eine ganzheitliche Sicht auf die Unternehmensleistung.
  • Offenlegung von Risiken und Chancen: Unternehmen müssen nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen, die sich auf ihr Geschäft auswirken könnten, identifizieren und offenlegen. Dazu gehört die Bewertung von Klimarisiken, regulatorischen Änderungen und Markttrends.
Zusammenfassung der wichtigsten Änderungen durch die CSRD

Diese Anforderungen zielen darauf ab, die Transparenz zu erhöhen, die Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsberichten zu verbessern und verantwortungsvollere sowie nachhaltigere Geschäftspraktiken zu fördern.

Auswirkungen der CSRD auf Organisationen

Die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) wird erhebliche Auswirkungen auf Organisationen haben und deren Herangehensweise an Nachhaltigkeitspraktiken sowie deren Berichterstattung grundlegend verändern. Sie erweitert nicht nur den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen, sondern erhöht auch die Genauigkeit und den Detaillierungsgrad der offenzulegenden Informationen. Hier sind die wichtigsten Auswirkungen der CSRD auf Organisationen.

Geltungsbereich und Anwendbarkeit

Die CSRD erweitert die Verpflichtungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erheblich und betrifft ein breiteres Spektrum von Unternehmen als die vorherige Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD). Zu den zentralen Aspekten des Geltungsbereichs und der Anwendbarkeit der CSRD zählen:

  • Geltungsbereich nach Größe: Nach der CSRD unterliegen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro nun der Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.
  • Sektoraler Geltungsbereich: Die CSRD gilt für Unternehmen aus allen Wirtschaftssektoren und stellt sicher, dass alle Bereiche mit den Nachhaltigkeits- und Transparenzzielen in Einklang stehen.
  • Börsennotierte Unternehmen: Die CSRD gilt für alle an Börsen in der Europäischen Union notierten Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe. Durch diese Einbeziehung wird sichergestellt, dass börsennotierte Unternehmen Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken bereitstellen, sodass Anleger fundiertere Entscheidungen treffen können.
  • Tochter- und Konzerngesellschaften: Die CSRD gilt auch für Tochtergesellschaften und Unternehmen, die Teil einer größeren Gruppe sind, und gewährleistet eine konsistente und umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung auf allen Organisationsebenen.
  • Nicht-EU-Unternehmen: Die CSRD ist zwar eine EU-Richtlinie, hat aber auch Auswirkungen auf Nicht-EU-Unternehmen, die auf dem europäischen Markt tätig sind. Ausländische Unternehmen mit bedeutenden Betrieben oder Notierungen an europäischen Börsen müssen die CSRD-Anforderungen erfüllen.
Anwendbarkeit der CSRD je nach Unternehmensmerkmalen.

Die Erweiterung des Geltungsbereichs und der Anwendbarkeit der CSRD stellt einen bedeutenden Schritt zur Förderung der Nachhaltigkeit im Unternehmen dar. Durch die Einbeziehung einer größeren Anzahl von Unternehmen und Sektoren stellt die CSRD sicher, dass Nachhaltigkeitspraktiken umfassend und konsequent übernommen werden, und fördert so eine transparentere und verantwortungsvollere Wirtschaft. Organisationen sollten sich auf diese Änderungen vorbereiten, indem sie ihre internen Prozesse anpassen.

Standards und Berichtsstruktur

Mit der Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen Unternehmen die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) übernehmen, ein umfassendes Regelwerk zur Gestaltung und Verbesserung der Qualität von Nachhaltigkeitsberichten. Die von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) entwickelten ESRS dienen Unternehmen als Leitfaden für die Erstellung ihrer Nachhaltigkeitsberichte. Die ESRS sind in drei Hauptkategorien unterteilt:

  • Umweltstandards (ESRS E): Behandeln Themen wie Klimawandel, Wasserressourcen, Biodiversität und Umweltverschmutzung.
  • Sozialstandards (ESRS S): Konzentrieren sich auf Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Gleichstellung der Geschlechter und Auswirkungen auf die Gemeinschaft.
  • Governance-Standards (ESRS G): Betreffen Unternehmensethik, Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung, Unternehmensführung und Diversität im Vorstand.

Die erste Gruppe von Standards umfasst 12 Themen.

Auflistung der 3 Arten von ESRS-Standards nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kategorien.

Durch die Festlegung klarer und umfassender Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung möchte die EU nachhaltigere Geschäftspraktiken fördern und die Entscheidungsfindung von Investoren und anderen Interessengruppen verbessern.

Vorteile für Organisationen und Interessengruppen

Die Umsetzung der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen bietet sowohl Organisationen als auch ihren Interessengruppen Vorteile. Die Transparenz und Detailliertheit von Nachhaltigkeitsinformationen stärken die Wettbewerbsposition und das Vertrauen in Unternehmen.

Vorteile für Organisationen

Für Organisationen kann die Einhaltung der CSRD direkte und indirekte Vorteile mit sich bringen. Unternehmen, die Nachhaltigkeitspraktiken anwenden und transparent Bericht erstatten, gewinnen einen positiven Ruf auf dem Markt, was Kunden, Investoren und Talente anziehen kann. Darüber hinaus ist es wahrscheinlicher, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen, Investitionen und Finanzierungen zu günstigen Konditionen anziehen.

Darüber hinaus können durch eine detaillierte Analyse der Nachhaltigkeitsdaten Bereiche für betriebliche Verbesserungen identifiziert werden, was zu einer höheren Effizienz und Kostensenkungen im Zusammenhang mit dem Energie- und Ressourcenverbrauch führt. Die Identifizierung und das Management von nachhaltigkeitsbezogenen Risiken helfen Unternehmen, negative Auswirkungen wie Bußgelder, Rechtsstreitigkeiten und Umweltschäden zu vermeiden, die sich nachteilig auf ihr Geschäft auswirken können.

Schließlich kann die Umsetzung von Nachhaltigkeitspraktiken Innovationen vorantreiben und zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen führen, die die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen decken.

Vorteile für Interessengruppen

Die Umsetzung der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Unternehmen bringt auch verschiedene Vorteile für verschiedene Interessengruppen mit sich, darunter Investoren, Kunden und lokale Gemeinschaften.

Für Investoren bietet die CSRD einen robusteren Satz von ESG-Daten, der eine genauere Bewertung der nachhaltigen Leistung von Unternehmen ermöglicht. Die Hauptvorteile für Investoren sind fundiertere Entscheidungen, Risikominderung und die Möglichkeit, sich an den Anlagepräferenzen auszurichten.

Die CSRD fördert eine größere Transparenz in den Nachhaltigkeitspraktiken von Unternehmen, beeinflusst die Kaufentscheidungen der Kunden und stärkt das Vertrauen in die Marke. Kunden profitieren von fundierteren Kaufentscheidungen und einem größeren Vertrauen in Marken.

Für lokale Gemeinschaften und den sozialen Sektor kann die CSRD durch verantwortungsvollere und transparentere Geschäftspraktiken, die eine nachhaltige Entwicklung und das soziale Wohlergehen fördern, Vorteile bringen

Herausforderungen

Obwohl die CSRD zahlreiche Vorteile mit sich bringt, ist ihre Umsetzung mit Herausforderungen verbunden, die Investitionen und Anpassungen auf organisatorischer Ebene erfordern können und sich auf verschiedene betriebliche und strategische Aspekte von Unternehmen auswirken. Eine der größten Herausforderungen besteht in der Notwendigkeit, detaillierte und genaue Nachhaltigkeitsdaten zu sammeln und zu melden, was Folgendes erfordern kann:

  • Investitionen in Technologie: Die Implementierung von IT-Systemen für die Erfassung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten kann kostspielig und komplex sein.
  • Kompetenzentwicklung: Unternehmen müssen spezielle Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit entwickeln oder einstellen.
  • Datenintegration: Die Integration von Nachhaltigkeitsdaten in Finanzberichte und andere Unternehmenssysteme kann eine Herausforderung darstellen und Anpassungen von Prozessen und der Organisationskultur erfordern.
  • Kontinuierliche Überwachung: Die kontinuierliche Einhaltung der CSRD-Standards erfordert eine regelmäßige Überwachung und Aktualisierung der Prozesse, was zu einer höheren Arbeitsbelastung für Unternehmen führen kann.

Unternehmen können diese Herausforderungen am besten bewältigen, indem sie von Anfang an für eine gute Strukturierung der Prozesse sorgen und die Umsetzung der Automatisierung erst nach der Vereinfachung und Optimierung der Prozesse in Angriff nehmen. Durch diesen Ansatz wird sichergestellt, dass Prozesse im Laufe der Zeit keine unnötigen Ressourcen verbrauchen.

Sie haben noch Fragen zur Datenschutz-Grundverordnung?

Was ist die CSRD (Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Unternehmen)?

Die CSRD ist eine Richtlinie der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zu verbessern und zu erweitern. Die CSRD ersetzt die NFRD (Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung) und führt detailliertere und umfassendere Standards ein, um sicherzustellen, dass Unternehmen Informationen über ihre Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung (ESG) konsistenter und vergleichbarer offenlegen. Die CSRD verpflichtet Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsinformationen in Übereinstimmung mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu veröffentlichen.

Was ist die NFRD (Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung)?

Die NFRD ist der Vorgänger der CSRD, die 2014 von der EU eingeführt wurde. Sie verpflichtete große Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern, Informationen über ihre Arbeitsweise und den Umgang mit sozialen und ökologischen Herausforderungen offenzulegen. Die NFRD legte Offenlegungspflichten für Richtlinien, Ergebnisse und Risiken in Bezug auf Umwelt-, Sozial-, Arbeits-, Menschenrechts-, Korruptions- und Bestechungsfragen fest. Mit Inkrafttreten der CSRD wird die NFRD ersetzt.

Was ist das ESEF (European Single Electronic Format)?

Das ESEF ist ein einzigartiges elektronisches Format, das von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) für die Präsentation von Jahresfinanzberichten börsennotierter Unternehmen in der EU eingeführt wurde. Ab dem 1. Januar 2020 müssen alle börsennotierten Unternehmen in der EU ihre Jahresfinanzberichte in Übereinstimmung mit dem ESEF erstellen, das das XHTML-Format verwendet und iXBRL-Tagging integriert, um die Zugänglichkeit, Analyse und Vergleichbarkeit von Finanzberichten zu verbessern.

Was sind die ESRS (European Sustainability Reporting Standards)?

Die ESRS sind Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die von der Europäischen Union entwickelt wurden, um einen detaillierten und einheitlichen Rahmen für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen zu schaffen. Diese Standards sind für die Verwendung in Verbindung mit der CSRD konzipiert und decken eine breite Palette von Nachhaltigkeitsthemen ab, darunter die Auswirkungen auf die Umwelt, soziale Aspekte und Governance. Die ESRS sollen sicherstellen, dass die von Unternehmen offengelegten Nachhaltigkeitsinformationen konsistent, vergleichbar und für Investoren und andere Interessengruppen nützlich sind.

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